Filmkritiken


Hier gebe ich meinen „Senf“, sprich, meine Meinung zu Filmen zum Besten, die ich mir angesehen habe.


Edge of Tomorrow

…und täglich grüßt das Alien. In diesem Fall sind es gleich zigtausend, Mimiks genannt, die als vielarmige, äußerst zähe und extrem flinke Aliens der Menschheit in ihrer scheinbar totalen Überlegenheit den Gar ausmachen. Eine finale Entscheidungsschlacht zwischen den vereinten Truppen der Weltmächte und den Mimiks soll dies jedoch verhindern. Genau hier tritt der als Pivate degradierte Major William Cage (Tom Cruise) auf den Plan und sieht sich nach seinem ersten Sterben auf dem Schlachtfeld in einer schier nicht endend wollenden 24-stündigen Zeitschleife festsitzen. Immer wieder durchlebt er mit den Erinnerungen aller vorangegangenen Durchläufe im Gepäck diese Zeitspanne, um sich schließlich auch mit Hilfe der Kriegsheldin Rita Vrataski (Emily Blunt) stets weiterzuentwickeln und dem Ziel, die Vernichtung des Omega-Mimiks, Stück für Stück entgegen zu kämpfen.
Parallelen zur Grundidee von „Groundhog day - Und täglich grüßt das Murmeltier“ (Film aus 1993 mit Bill Murray und Andy MacDowell), sowie der Optik von Starship Troopers (1997), ALIENS - die Rückkehr (1987) und Matrix Revolutions (2003) sind unverkennbar. Auch wenn die Logik hinter der Erklärung für diese Zeitschleifen mehr als dürftig ist, so bietet sie doch dadurch jede Menge Spielraum für witzige Deja vu – Varianten. Tom Cruise ist hierbei äußerst überzeugend und sicherlich die bessere Wahl als der ursprünglich für diese Rolle vorgesehene Brad Pitt.
Alles in Allem hat Edge of Tomorrow zwar nicht die Aussagekraft der vorgenannten Filme, dafür bietet er aber ziemlich gute Kinounterhaltung in Form eines sarkastisch-witzigen und temporeichen SciFi-Actionspektakels in gut anzuschauendem 3D.
Auch für Nicht-Tom-Cruise-Fans geeignet ;-)


Snowpiercer

Ein Zug rast auf einem ewigen Rundkurs, und ohne jemals anzuhalten, nach einer selbstgemachten globalen Katastrophe durch eine erfrorene Endzeitwelt. An Bord befindet sich ein überschaubarer Rest der Menschheit. Klingt vielleicht auf den ersten Blick nicht besonders – ist es aber, wenn man sich die Zusammensetzung der „Reisenden“ anschaut. Denn schnell stellt sich heraus, dass die Zugbelegung nicht zufällig, sondern systematisch und nach Klassen getrennt vom Zugende bis zur Lokomotive (Maschine) vorgenommen wurde. So befinden sich die Ärmsten der Armen im letzten Wagon eingepfercht ohne adäquate Versorgung und ohne Tageslicht, sozusagen ohne jegliche Aussicht. Dies ändert sich erst durch das Aufflammen einer Widerstandbewegung, angeführt durch Curtis (Chris Evans), mit dem Ziel, diese buchstäblich aussichtslose Situation zu ändern. Es beginnt ein erbitterter und zunehmend brutaler werdender Territorial- und Machtkampf Wagon für Wagon in Richtung des unerreichbar scheinenden Zug- und Maschinenführers. Währenddessen werden wir Zeugen einer grotesken Verzerrung der Wirklichkeit, wie sie nur in einem surrealen Alptraum wiederzufinden ist. Aber ist das so? Ist dies wirklich nur in einem Alptraum zu finden?
Spätestens hier bemerkt der eine oder andere Beobachter, dass der Snowpiercer (so heißt der Zug, weil er durch gelegentliche Schneeverwehungen auf den Gleisen hindurchschießt) nur eine verkleinerte, komprimierte Ausgabe unserer derzeitigen Gesellschaft darstellt, die scheinbar ohne ein wirkliches Ziel erreichen zu wollen um jeden Preis ein z.T. gewalt- und angstkontrolliertes System aufrechterhält. Aussteigen würde bedeuten, bei voller Fahrt aus dem Zug in eine lebensfeindliche Welt zu springen. Im Zug zu verweilen, kommt, ungeachtet des zugewiesenen Wagons, einer lebenslangen, mehr oder weniger angenehmen Gefangenschaft gleich. Was ist also die Alternative?
Diese SF-Dystopie ist trotz ihrer surrealen und überzeichneten Bilder derart nah an der Realität unserer Gesellschaft, dass man sich kaum ihrer Wirkung der Betroffenheit und des Entsetzens entziehen kann. Die beklommene Stille nach dem Abspann spricht für sich.

Fazit zum Film: schockierend – beklemmend – realistisch, filmisch bestens umgesetzte Thematik mit guter Besetzung = TOP!

Fazit zum Thema selbst: Auch wenn die Aussichten düster oder geschickt vernebelt sein mögen, oder Begriffe wie „Alternativlosigkeit“ immer wieder ihre Runde machen, so fährt die Wut, die Hoffnung und die Sehnsucht nach Wahrheit und Freiheit immer mit – egal wie schnell der Zug fährt. Und einmal mehr taucht ein berühmtes Zitat aus RAMBO IV an der inneren Anzeigetafel auf: „Live for nothing – or die for something“



Das erstaunliche Leben des Walter Mitty

Entgegen der Befürchtung, es könne sich hierbei um einen dieser belanglosen US-Klamauk-Streifen handeln, wird man recht schnell mit einem Film überrascht, der dann doch erstaunlich viel zu biete hat. Denn zu angenehm dezentem Humor, den schönen Bildern, einem richtig guten Soundtrack, gut anzuschauenden Spezialeffekten und einer passenden Besetzung (Ben Stiller, Kristen Wiig, Shirley MacLaine, Sean Pen) bekommt man auch noch eine Story mit Botschaft zu präsentiert. Dabei wird der Zuschauer auf eine Entwicklungsreise mitgenommen, die den Titelhelden Walter Mitty vom unscheinbaren Tagträumer zum mutig engagierten Traumrealisierer werden lässt. Satirische Seitenhiebe auf das neue Digitalmedienzeitalter werden anhand des Wandels von der Print- zur Digitalausgabe des berühmten Life-Magazins, ausgeteilte. Dabei gehen die Liquidatoren – sorry Übergangsmanager gnadenlos und aalglatt vor, so wie sie es in ihren Managementseminaren wohl gelernt und verinnerlicht haben.
In der Hauptsache aber möchte der Film zeigen, dass im Grunde auch ein kleiner Angestellter, der zuweilen seinen Tagträumen mehr Aufmerksamkeit schenkt als dem realen Leben, in der Lage ist mehr als nur seine Aktentasche zu bewegen, wenn…ja wenn es um etwas geht, was ihm wirklich am Herzen liegt, was ihn im Inneren bewegt und deshalb in eine Bewegung „nach draußen“ und schließlich zu sich selbst zurück bringt.
Das Leben zu träumen ist eben doch etwas anderes als das Leben zu fühlen – und dazu muss man nicht unbedingt aus einem Hubschrauber ins polarkalte Wasser springen und zum Himalaya reisen…aber helfen könnte es schon ;-)


Gravity

Wo Lebensbedingungen erst durch einen enormen technischen Aufwand geschaffen werden müssen, weil Leben sonst nicht möglich wäre, genau dort ist der Schauplatz von GRAVITY – im luftleeren und stillen Raum des Erdorbits.
Wissenschaftlerin Dr. Stone (Sandra Bullock) und der erfahrene Astronaut Kowalsky (George Clooney) verrichten gemeinsam mit ihren Astronautenkollegen einen Reparaturdienst am Weltraumteleskop Hubble, als die Katastrophe ihren Anfang und Lauf nimmt. Ab da wird die Mission (ein-)schlagartig zu einem permanenten Überlebenskampf, der an Spannung und Dramaturgie seinesgleichen sucht. Kennt man bei der „Apollo 13“ - Verfilmung aufgrund der Historie den Ausgang dieses Kampfes, so bleibt hier quasi bis zum Finale alles offen. Durch die optisch nahezu perfekte Inszenierung, den brillanten Bilder von der Erde aus orbitaler Perspektive, Detailtreue bis in die kleinste Schraube und der interessanten Kameraführung, kann sich GRAVITY buchstäblich sehen lassen.
Auf einer entsprechend großen Leinwand und dann noch in gut konvertiertem 3D wird der Zuschauer fast schon selbst zu einem Weltraumspaziergänger. Sowohl die bildbestimmenden CGI-Animationen, als auch die von der Protagonistin real „gespielte“ Schwerelosigkeit sind überaus glaubwürdig und verdienen den entsprechenden Respekt. Weniger glaubwürdig sind einige technische Darstellungen, Ereignisse und Handlungsverläufe, bei denen der Unwahrscheinlichkeitsfaktor schlichtweg zu hoch, zumindest aber grenzwertig erscheint. Diese Passagen wirken dramaturgisch „konstruiert“, führen aber fairerweise erwähnt zu jenem hohen Spannungsniveau, welches fast über die gesamte Filmlänge gehalten wird.
GRAVITY ist bei weitem nicht so tief- und abgründig wie BLADE RUNNER oder etwa SOLARIS. Hier zählt der visuelle Eindruck mehr als der einfache Plot oder die andeutungsweise behandelte Traumatisierung der Protagonistin. Das fällt aber aufgrund des Gesamteindrucks zum Glück nicht allzu sehr ins Gewicht.
Mehr ins Gewicht, oder besser gesagt ins Ohr, fällt die Musik, die zwar als Soundtrack gut ist, aber etwas dezenter hätte eingesetzt, bzw. ausgesetzt werden können – mit anderen Worten, dort hätte die Stille des Vakuums hier und da den passenderen Unterton gegeben. Fazit: GRAVITY ist visuell und technisch trotz leichter Abstriche in der „B-Note“ in der oberen Klasse der semirealistischen SF-Filme einzustufen. Vergessen wird man die Bilder jedenfalls so schnell nicht.


Elysium

Fast wäre es ein guter Film geworden – aber eben leider nur fast. Dabei hatte der Plot genügend Potenzial für einen guten in das SF-Genre platzierten gesellschaftskritischen Film. Doch leider konnte Neill Blomkamp dieses Potenzial nicht so wie in seiner ersten satirischen Kinoarbeit „District 9“, wo es noch um das Thema Rassentrennung ging, mobilisieren.

Blomkamp zeigt unverblümt und auf eindrücklich Weise eine Menschheit, die sich bereits komplett in zwei Gesellschaftsschichten räumlich konsequent getrennt hat. Während die Unterschicht auf der verseuchten und übervölkerten Erde ihr Dasein in Armut und Krankheit fristet, und von einem Ausweg (hinauf nach Elysium) träumt, ist die Oberschicht in den Erdorbit abgehoben und verteidigt dort vehement ihre dekadente und privilegierte Lebensweise. Deutlicher könnte die Distanz nicht sein – und es entsteht zumindest in diesem Punkt recht schnell eine unangenehme Vermutung, dass unsere reale Gegenwart nicht mehr allzu weit von dieser gar nicht so fiktiven Zukunft entfernt ist. Das Abschmelzen unserer noch vorhandenen Mittelschicht ist nicht nur gefühlt, sondern messbar und der Trend weist auf eben eine solche fatale Entwicklung unserer Weltgesellschaft hin.
So gesehen erfüllt die Story bis dahin ihr beabsichtigtes Ziel, den Finger auf die subkutane Wunde der Gesellschaft zu legen. Doch dann fällt die Handlung in unzählige Logiklücken und Unwahrscheinlichkeitslöcher und verliert sich zunehmend in Action- und Gewaltelementen. Sicher konnte man schon anhand des Trailers vermuten, dass Action in diesem Film ein nicht unwesentlicher Bestandteil ist, doch das es zu einem solchen Substanzverlust kommt, ist mehr als schade. Diese substanzielle Verdünnung des Gesamtwerks kann dann auch leider nicht mehr durch eine durchaus stattliche Besetzung wie Matt Damon, Jodie Foster, Sharlto Copley, Alice Braga William Fichtner u.a. ausgeglichen werden. Was bleibt, ist ein optisch sehr gut gemachter aber nicht ganz konsequent ausgeführter gesellschaftskritischer Film im SF-Look – oder SF-Actionfilm mit moralischem Oberton oder so etwas in der Art.
Anschauen kann man ihn sich sicherlich, denn ein unterhaltsamer, effektvoller Streifen ist er allemal – ein Genre-Knaller aber wohl kaum.


Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger

Wer einen leichtgängigen Tierabenteuerfilm a la Disney & Co erwartet, wird wohl enttäuscht werden. Life of Pi ist alles andere als leichte Kinokost, und nicht mal eben so neben Popcorn und Cola zu konsumieren. Vielmehr werden dem Zuschauer auf außergewöhnlich Weise Themen wie Religion, Moral, Schönheit, Brutalität und Wahrheit nahe gebracht. Dabei bleibt die Verfilmung sehr nah an der Buchvorlage und wirkt nicht, wie so mach andere Adaption, übertrieben oder überladen.
Nichts desto trotz wird man mit indischem Flair, zauberhaften Bilder und grandioser Animation verwöhnt. Bekannte Schauspieler braucht der Film nicht – so hätte man gut und gerne gänzlich auf Schauspielgrößen wie Gerard Depardieu, der ohnehin nur in einer kurzen Nebenrolle zu sehen ist, verzichten können. Das Talent des Hauptdarstellers (als der jugendliche Pi) ist unübersehbar. Seine schauspielerische Leistung geben der Rolle das was sie braucht – Gefühl, Humor und Tief. Die perfekte Animation des Tigers John Parker lässt fast schon vergessen, dass es sich um einen Pixeltiger handelt.
Die Geschichte lässt bis zum Schluss viel Raum für mehrdeutige Interpretation. Das geht soweit, dass sich der Zuschauer am Ende selbst die Frage nach Wahrheit und Wirklichkeit stellen darf.
Ein gefühlvoller, spannender, tiefsinniger und bewegender Film, der den Zuschauer mal zum Lachen und kurz darauf auch zu Tränen rühren kann. Ganz großes Kino – egal ob in 2 oder 3D.


Skyfall

Nicht Triple X - nicht Mission Impossible – nein, es ist ein Bond, ein James Bond – und das ist gut so.
Hat man sich in „Quantum Trost“ noch verwundert gefragt, wo wohl die Reise mit 007 hingehen wird, so bekommt man in „Skyfall“ eine überaus zufrieden stellende Antwort: Back to the Roots.
Dennoch wirkt der neue alte Bond alles andere als altbacken. Hier wurde mit viel Fingerspitzengefühl etwas Neues in einem altbekannten Rahmen aufgezogen ohne dabei das Gesamtbild zu verschandeln.
Serviert wird ein ausgewogener und geschmackvoll zubereiteter Cocktail aus dem Besten was die Agentensaga in den 50 Jahren ihres cineastischen Bestehens zu bieten hat plus einigen wohldosierten „Erfrischungen“. Dabei bleibt der Drink für alte Bondkenner bekömmlich, und für Neueinsteiger interessant.
Schon gleich zu Beginn wird man mit einer 12minütigen Action-Ouvertüre, die in einen überaus gelungenen Vorspann mündet, gebührend eingestimmt. Augenzwinkernde Querverweise zu den Vorgängern lassen den Zuschauer amüsiert in die Vergangenheit blicken. Die dezent eingesetzten Actionsequenzen, die minimalistische Ausstattung, die zum Teile epische Optik, die absolut stimmige Filmmusik und die nicht zu vergessende Leistung der Akteure machen Skyfall zu einem der besten seiner Reihe. Ein Bond, der sich in seiner Rückbesinnung neu erfindet – der zwar Patina zeigt, aber alles andere als eingerostet ist.
Der Spagat zwischen Ursprung und Neuentwicklung scheint gelungen - alte wie auch neue Bondfans dürfen zufrieden sein und sich auf das nächste Abenteuer des Dopplnullagenten freuen.


Looper

verwirrend – paradox – verstörend, so könnte man Looper beschreiben. Wenn das der Sinn des Films war, dann hat er ihn erfüllt. Aber reicht das auch aus um ihn gut zu finden?
In Looper wird uns eine Zukunft in Aussicht gestellt, wo Menschenleben fast nichts mehr wert sind – es sei denn man ist ein Looper und wird für einen Kill mittels Zeitreise der Zielperson in die Vergangenheit mit hartem Silber und manchmal auch in Gold bezahlt. Doch auch die fürstliche Bezahlung fordert letztendlich ihren Tribut – nämlich die Eigenliquidation des Loopers mit dreißig Jahren geborgter Lebenszeit.
Zu Gute halten muss man dem Film, dass es sich weder um reinrassige Action, Science Fiction oder einen Thriller handelt, sondern die Elemente der verschiedenen Genres hier gelungen vereint werden. Die dargestellte Zukunft ist teils realistisch, teils futuristisch und wirkt dadurch interessant. Die Darsteller sind überzeugend – die Besetzung ist stimmig.

Nach anfänglich aufgenommenem Momentum wird die Story im mittleren Teil zunehmend ruhiger und nachdenklicher, was dann auch schon mal etwas länglich werden kann. Hier muss der Zuschauer einfach durchhalten, was wohl nicht jedem in der besuchten Vorstellung gelungen ist.
Belohnt wird das Durchhaltevermögen jedoch mit einer unerwarteten oder zumindest schwer voraussehbaren Wendung und einem dramatischen Finish, welches unweigerlich zu den immer wieder aufkommenden Paradoxien der Zeitreisefilme führt. Die dabei entstehenden logischen Verwerfungen kann man kritisieren oder einfach hinnehmen. Die sich nach Filmende einstellenden Fragen werden dann wahrscheinlich ähnlich einer Unendlichschleife immer wieder durchgedacht bis man schließlich aufgibt und zu sich selbst sagt: „Nur gut, dass es keine Zeitreisen gibt“ Ein sehenswerter Film für Liebhaber von paradoxen Zeitschleifen – jedoch sicherlich nicht geeignet für sanfte Gemüter oder eingeschworene Actionfans. Je nach dem ist er also entweder gelungen oder einfach nur langweilig. Das möge dann jeder selbst entscheiden ;-)


Prometheus – Dunkle Zeichen

Jammern auf hohen Niveau - oder – Jauchzen im Fanfieber?
Zwischen diesen beiden Gemütsausdrücken bewege ich mich seit ich das Kino verlassen habe. Doch welchem gebe ich nun den Vorrang? Vielleicht sorgen meine rückblickenden Betrachtungen ja für Gemütsklarheit.

Von der ersten Sekunde besticht der Film durch seine visuelle Ausdrucksstärke. Dies ist, wie man im weiteren Verlauf oftmals bemerken kann, dem gelungenen virtuellen wie auch über weite Strecken realen Set-Design geschuldet. Hier haben Ridley Scott und seine kreativen Geistgefährten eine äußerst beeindruckende Atmosphäre geschaffen.
Dass mit diesem Prequel nun eine neue Dimension, sprich, ein neuer Aspekt, nämlich die Antwort auf die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ ( frei nach Douglas Adams ;-)) eröffnet wird, und dadurch versucht wird dem Film zu deutlich mehr Tiefgang als seine Vorgängern zu verhelfen, ist durchaus löblich und vordergründig auch gelungen. Beschert werden einem aber dann doch nur wenige Antworten, die letztlich viele weitere Fragen generieren und dem Zuschauer zuweilen eine ganze Reihe von Rätseln mit auf den Nachhauseweg geben. Zwar gibt es eine mögliche Antwort auf den Ursprung unserer menschlichen Existenz aber die logische Brücke zwischen den irdischen Hinweisen, die zu dieser doch recht aufwändigen Expedition führten und den geistigen Urhebern wackelt dann schon etwas mehr als einem recht ist. Auch bleibt es völlig unverständlich wie dümmlich und idiotisch sich das wissenschaftliche Personal zuweilen gibt. Da ist man fast geneigt im entscheidenden Moment „Das lässt du jetzt besser mal sein, du Depp!“ gegen die Leinwand zu brüllen. Daher ist es auch nur recht und billig wenn solch dilettantisches Tun mit einer darwinistischen Auslese geahndet wird.
Wenn das ein ironischer Hinweis auf die Qualitäten der Wissenschaftler zukünftiger Generationen gewesen sein soll, dann sollte die Studienzeit wieder verlängert und die Probleme von heute besser recht bald und nicht erst in fünfzig Jahren gelöst werden.

Zum Glück lässt das Drehbuch auch noch einige Schauspieler zumindest ansatzweise zeigen, was sie können. Noomi Rapace als Archäologin und Forscherin Elizabeth Shaw ist zwar keine Ripley, zeigt aber zunehmend Initiative und Biss. Charlize Theron als Missionsleiterin Meredith Vickers punktet mit Führungsbiest-Qualitäten, und Michael Fassbender als David steht seinen Androidennachfolgern oder Vorreitern (je nach Perspektive) Ash und Bischop in nichts nach.

Ohne Frage ein handwerklich sehr gut gemachtes SF-Kino mit hohem Schau- und Unterhaltungswert, was dann aber leider wertvolles Potenzial doch nicht voll ausschöpft.
So bleibt es wohl bei anfänglich beschriebenem ersteren Gemütsausdruck – dieser ist aber wohlwollend und ehrlich gemeint und von einem Jauchzer eines echten ALIEN-Fans begleitet.


Merida – Legende der Highlands
Die Pixar Animation Studios habe es ein weiteres Mal geschafft in der Disziplin der computeranimierten Filme eine Goldmedaille einzufahren. Oder ist es vielleicht doch nur eine silberne?
Die Story ist homogen, also weder zu seicht, noch zu übertrieben aufgedreht, allerdings nicht wirklich originell - also nichts, was man nicht schon in ähnlichen Disneyproduktionen so oder so gesehen hätte - aber allemal höchst amüsant. Das wäre dann aber auch schon der einzige Minuspunkt, den es zu verteilen gäbe, denn ansonsten wurde hier wieder solide computergenerierte Filmarbeit abgeliefert.
Die 3D-Animation ist dezent – man kann den Film durchaus auch in 2D genießen, ohne dass man hierbei tatsächlich etwas vermissen würde.
Alle wesentlichen Charaktere werden zügig entwickelt und erhalten somit schnell ihren persönlichen Charme - vor allem aber die eigenwillige, rotmähnige Protagonistin, die genau weiß was sie will und vor allem was sie nicht will. Dabei ist sie derart konsequent, aber auch unbedarft mit ihren Wünschen, dass die Folgen dynamisch außer Kontrolle geraten. Denn gerade die Auswirkung eines Wunsches ist es, welche schließlich für die nötige Dramaturgie und das Momentum der Story sorgen.
Merke: Ein pauschaler Wunsch nach Veränderung heißt nicht grundsätzlich, dass dann zwangsläufig alles besser wird. So liefert uns Pixar quasi mit dem fast schon zu erwartenden Kinospaß einmal mehr eine Weisheit „en passant“, die da lautet „Sei vorsichtig mit deinen Wünschen – denn sie könnten in Erfüllung gehen“.
Und nicht zu vergessen – bleib dir und deinen Vorstellungen über dein Leben stets treu – koste es was es wolle – denn es wird schon irgendwie gut aus gehen.


DIE TRIBUTE VON PANEM – The Hunger Games
Hurra! Es gibt sie noch – die Buchverfilmungen, für die sich der Gang ins Kino wirklich lohnt. The Hunger Games – so der Originaltitel – ist eine solche Verfilmung, welche als durchaus gelungen bewerte werden kann.
Gleich zu Beginn muss man sich an die oft eingesetzte Wackelkamera gewöhnen. Meines Erachtens führt sie bei vielen Szenen nicht zu einer stilistischen Aufwertung, sondern wirkt eher störend. Hier wäre weniger „mehr“ gewesen.
Die Besetzung ist allgemein gut gelungen. Vor allem die Hauptrolle der Katniss ist mit Jennifer Lawrence bestens besetzt. Es gibt zwar im Vergleich zur Buchvorlage einige Abweichungen bei der Besetzung der männlichen Rollen in Punkto Statur (z.B. bei Gale und Peeta), jedoch wird dies durch die schauspielerische Leistung der Akteure wieder ausgeglichen.
Dass der Film überwiegend parallel zur Vorlage bleibt, ist wohl auch der Mitwirkung der Autorin (Suzanne Collins) beim Drehbuch, bei der Regie und Produktion zu verdanken. Die Abweichungen sind minimal und kaum auffällig. Wer also die Bücher kennt, wird von dem filmischen Umsetzung nicht enttäuscht werden.
Und wer glaubt, dass ein Genremix aus Fantasy, Science Fiction, Action und Drama, verziert mit Romantik und angereichert mit Gesellschafts- und Medienkritik nur scheitern kann, der wird von diesem Film eines besseren belehrt. Hier ist für (fast) jeden Geschmack etwas dabei. Selbst effektverwöhnte Kinogänger kommen auf ihre Kosten. So gesehen kann man den Film als ein 142 minütiges atmosphärisch und optisch überzeugendes Rundum-Kino-Vergnügungspaket bezeichnen. Wir dürfen also auf den nächsten Teil äußerst gespannt sein.
Sei noch zu bemerken, dass die Altersbeschränkung der FSK mit 12 Jahren eher ungeeignet ist. Hier sollten sich die Erziehungsberechtigten sehr gut überlegen, was sie ihren Sprösslingen zumuten können/wollen.


Hugo Cabret
Wer gutes 3D-Kino liebt und sich für die Entstehung des Kinos an sich interessiert, vielleicht noch in Form einer märchenhaften Geschichte, der wird mit „Hugo Cabret“ sicher nicht enttäuscht werden. Auffallend ist schon gleich zu Beginn die atemberaubende Kamerafahrt durch ein Bahnhofsgebäude mit all seinen öffentlichen und nichtöffentlichen Gängen und Räumen. Hier hat Regisseur Martin Scorsese mit seinem Team eine sehenswerte Leistung erbracht. Scorsese überrascht mit ungewöhnlichen und amüsanten Kameraeinstellungen und schaffte es auf eindrucksvolle Weise eine Stimmung des Paris der 30er Jahre in Szene zu setzen. Dabei hat der Film in etwa den Look, den man aus „Die fabelhafte Welt der Amelie“ kennt.
Action oder gar ein hohes Storytempo sollte man nicht erwarten, sondern sich eher durch die sich langsam entwickelnde Handlung entschleunigen lassen.
Belohnt wird man mit atmosphärischen Szenen und bester schauspielerischer Leistung, bei der vor allem Asa Butterfield als Hugo Cabret und Chloe Moretz als Isabelle hervorstechen. Als weitere Treffer in der Besetzungsliste sind Ben Kingsley und Sacha Baron Cohen zu nennen.
Der Film ist sicherlich eher für ein kinobegeistertes und dabei nicht allzu junges Publikum gedacht, welches einen unkonventionellen Einblick in das Wirken eines alten Pioniers der Filmgeschichte zu schätzen weiß - denn ein kindertaugliches Filmabenteuer üblicher Machart wird man hier nicht vorfinden.


STAR WARS - Episode 1 - 3D
Ich will es mal so sagen - die 3D-Konvertierung hat nicht weiter „gestört“.
George Lucas war sich wohl im Klaren darüber, dass ein nachbearbeiteter Film, wenn der 3D-Effekt übertrieben herausgearbeitet wird, zu einem echten Ärgernis (eben wegen Klappbildchen-Effekt) für die Zuschauer werden kann. Diesmal war GL auch äußerst zurückhaltend, was das Einfügen von zusätzlichen Szenenteilen anging. Somit fielen die Add-ons nur in homöopathische Mengen an - und somit nur für den geübten SW-Zuschauer auf.
Einen sichtbaren Mehrwert konnte man bei Schlüsselszenen wie das Pod Race oder der Raumschlacht erkennen. Viele Filmpassagen verblieben völlig in der zweiten Dimension, was aber dem Gesamtwerk keinen Abbruch tat. Denn eines ist gewiss - mochte man Episode 1 in 2D schon nicht, dann hat sich das durch Hinzugabe einer weiteren visuellen Dimension nicht verändert.
Nichtsdestotrotz ist ein solcher Film auf einer großen Leinwand für Fans immer ein absolutes Vergnügen, egal wie viele Dimensionen einem da geboten werden. Eine zusätzliche Dimension ist sowieso immer dabei - die Kult-Dimension. Und das Ganze dann noch eingebettet in ein Kino-Fanevent = ein KLICK auf den „gefällt mir“-Button.


Mission Impossible IV „Phantom Protokoll“
Nachdem man sich über Teil 1 und 2 aus diversen Gründen mehr oder weniger heftig geärgert hat oder zumindest enttäuscht war, und deshalb zum dritten Teil erst gar nicht im Kino erschienen ist, präsentiert sich die aktuelle Ausgabe erfrischend „anders“. Das mag nicht zuletzt auch an der Regie von Brad Bird liegen, der es irgendwie geschafft hat, seine Pixar-Kreativität in einen Realfilm mit „echten“ Schauspielern zu transportieren. Denn immer wieder wird die äußerst rasante Handlung von amüsanten, bisweilen comic-haften Sequenzen aufgelockert. Das macht Spaß beim Zuschauen und gibt dem Film den nötigen selbstironischen Witz. Und das scheint allen Akteuren ebenfalls Spaß gemacht zu haben, denn sie habe ihre Sache durchweg gut gemacht.
Der Handlungsstrang ist trotz häufig wechselnder Locations einfach zu verfolgen, was man den anderen Teilen nicht immer attestieren konnte. Die Stunts, oder das was nach Stunts aussieht, sorgen für die nötige Spannung – Die anhaltende flotte Action auf hohen aber nicht übertrieben hohen Niveau, sorgt für kurzweilige Unterhaltung und gelegentlichen Herzrhythmusstörungen.
Das Arsenal technischer Spielzeuge lässt einen Bond’schen „Q“ garantiert vor Neid erblassen. Hier werden die 007-Produzenten noch einige Hausaufgaben zu machen haben, wenn sie nicht von der Cruise’schen Produktion kräftig versägt werden wollen.


Anonymous
Anfänglich etwas verwirrend und unübersichtlich durch zahlreiche Zeitsprünge, noch mehr Namen und eine entsprechende Anzahl von Akteuren nimmt der Film dann seinen roten Faden auf, den er bis zum Ende verfolgt. Dieser rote Faden beschreibt die Möglichkeit, dass nicht Shakespeare die bekannten Werke selbst geschrieben hat, sondern vielmehr Edward de Vere Graf von Oxford, der diese nur über einen Platz- und nicht Federhalter veröffentlichen kann. Der Schauspieler Shakespeare wird dabei zur Nebensache, denn die eigentliche Hauptsache ist das Intrigenspiel um die Thronfolge Elisabeths I.
Roland Emmerich geht mit Anonymous weder besonders dokumentarisch, noch investigativ vor. Auch werden durch diesen Film die Werke des Autors (wer auch immer es gewesen sein mag) in ihrer Bedeutung nicht einfach als schnöde Plagiate verunglimpft, was auch sicherlich nicht im Sinne des Regisseurs lag. Ganz im Gegenteil werden diese Werke durch ihre besondere Wirkung auf das Publikum und auf das Geschehen hervorgehoben. Emmerich spielt lediglich mit einer fiktiven Möglichkeit, die dem Protagonisten Edward de Vere eine „Waffe“ – in dem Fall ist es eine Feder – in die Hand gibt, um seine Interessen in Bezug auf die Thronfolge zu verfolgen. Zugegeben kommt Shakespeare in persona dabei nicht allzu gut weg. Aber ist das wirklich wichtig? Nein, würde man als Nichtbrite sagen - solange es nicht um einen Goethe oder Schiller geht, darf man ja ruhig mal laut denken – oder?
Was bleibt, ist ein unterhaltsamer, wenn auch nur mäßig spannender Intrigenfilm im historischen Gewand mit ambitionierten Schauspielern in den Hauptrollen. Also leider kein Grund zur Aufregung – weder bei uns, noch bei den Briten – so sollte man meinen.


Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn

Steven Spielbergs und Peter Jacksons haben mit „Tim und Struppi - Das Geheimnis der Einhorn“ ein Stück Nostalgie auf cineskopische Gegenwartstauglichkeit getrimmt. Hinter den Leinwandhelden fungierten dabei die echten Schauspieler (Jamie Bell, Andy Serkis, Daniel Craig, Simon Pegg, Nick Frost) als „Hand in der Pixelpuppe“ = Performance- oder Motion Capture-Verfahren.
Selbstredend, dass man diese digitale Adaption eines Comicklassikers noch mit der dritten, visuellen Dimension versehen hat.
Wer übrigens eine Eins-zu –Eins-Version der Comicvorlage erwartet, sei vorgewarnt – Handlungsverlauf und Reihenfolge des Auftretens der Akteure wurde – sagen wir mal – zeitgemäß, kreativ angepasst. Auch sind einige Charakterzüge des ansonsten doch im Original deutlich bärbeißigeren Kapitän Haddock etwas sanfter geraten. Das ist wohl dem Bestreben geschuldet, eine möglichst wohlwollende Zulassung der FSK auch für die jüngsten Kinogänger zu bekommen. Dennoch bleibt eine Mindestanzahl von Whiskey- und Seewasser aromatisierten Flüchen übrig, die den eigentlichen Charme des liebenswerten Raubeins zumindest erahnen lassen.
Der Look des digitalen Abenteuers ist doch sehr ansehnlich geraten. Man merkt gleich, hier wurde geklotzt, und nicht gekleckert. Bei manchen Szenen – insbesondere, wenn recht viel auf der Leinwand los ist, erweckt es den Eindruck, als hätte Spielberg ein paar reale Schauspieler „untergemischt“. Das kann man durchaus als Zeichen für die an Perfektion grenzende Technik werten. Aber warum dann nicht gleich ein Realfilm mit echten Schauspielern, Kulissen und Locations a la Indiana Jones? Aber wahrscheinlich hätte man dann einige Dinge nicht so gut hin bekommen. Als da wären
1. die optisch herrlich überzeichneten Figuren mit ihren typischen Knollennasen, Schmalztollen, Narbengesichtern, etc.
2. die Cartoonhaftigkeit der „Stunts“, die ja bei einer Animation keine Stunts im eigentlichen Sinne sind, aber für echtes Vergnügen sorgten.
3. der Comiccharakter des Originals insgesamt gesehen.

Und genau beim letzten Punkt ist die Produktion aus meiner Sicht ziemlich rasant in ein Paradoxon geschlittert. Wie kann man einen derartigen Klassiker unter Verwendung einer nahezu perfekten Produktionstechnik für ein möglichst breites Publikum spannend und temporeich adaptieren und in die Kinos bringen, und gleichzeitig dem in die Jahr gekommenen Original nebst dem in die Jahre gekommenen Fan gerecht werden? Eigentlich kaum zu schaffen, oder? Wer die Originale nicht oder nicht so gut kennt, wird sich darüber kaum Gedanken machen.
So scheint der Film für besonders tolerante Fans des Originals und für interessierte Schaulustige von animiertem Actionkino gemacht zu sein. Alle anderen, die sich zu sehr rechts oder links dieser Gruppierungen wähnen, sollten sich in dem einen Fall doch eher an die Originale, und im anderen Fall an solide Realaction-Produktionen halten. Da ich mich in der Schnittmenge beider Gruppen sehe, war der Film für mich ein amüsant unterhaltendes und kurzweiliges Kinovergnügen mit Wiedererkennungs- und reichlich Lacheffekten.


HELL – Die Sonne wird Euch verbrennen
Der deutsche Film hat mit HELL ein Genre für sich entdeckt, welches bislang zumindest für das kommerzielle deutsche Kino weitestgehend im Dunkeln lag - Das Endzeit-Genre.
Zwar gab es schon deutsche Filme mit Endzeit-Szenarien, wie „Die kommenden Tage“ und „Wolfzeit“ - aber dann wird die deutsche Luft in diesem Genre auch schon dünn.
In dem Maße, wie die Sonnenstrahlung an Intensität gewinnt, stirbt Fauna und Flora allmählich ab. Mit rasch schwindenden Ressourcen (Wasser, Treibstoff, Nahrung) schwinden auch die moralischen Ressentiments und Wertvorstellungen der wenigen Überlebenden, für die das gleißende Sonnenlicht zur glühenden Hölle wird.
Eben diese Wertvorstellungen, wie Kameradschaft, familiärer Zusammenhalt, Ethik, aber auch Mut, Glauben und Hoffnung liegen im Fokus von Tim Fehlbaums schöpferischer Lupe, und somit unter dem moralischen Brennglas des Zuschauers. Das auslösende Naturereignis wird zur Neben-, der Kampf ums Überleben zur Hauptsache.
Diese Dramaturgie erinnert an den ziemlich genau vor einem Jahr in den deutschen Kinos angelaufene US-Film „The Road“, bei dem die Moral u.a. in Form von belehrenden Dialogen zwischen Vater und Sohn thematisiert wurde. In HELL wird sie durch die Aktionen von Phillip, Marie, Leonie (Lars Eidinger, Hannah Herzsprung, Lisa Vicari) und ihrem zu allem entschlossenen Feind überaus realistisch be- und abgearbeitet. Ab der zweiten Hälfte verschaffen Stilelemente aus dem Thriller-Genre dem ansonsten über weite Strecken eher ruhigen Plot die nötige Spannung.
Erfreulich, wenn auch zum Glück nicht happy, ist dann das Filmende, welches mit großem Abstand besser gelungen ist, als das Finale in „The Road“.

Zum Schluss bleibt die Frage „Wie würde ich unter diesen Umständen handeln“ im Dunkel des Kinoraums zurück – vielleicht aber auch nicht.


Cowboys and Aliens
Der Titel ließ auf einen Gernemix mit überraschenden Elementen aus dem Western- und Alienhorror/SF-Genre hoffen - Heraus kam leider nur ein Mix aus konfuser Handlung und über Strecken aufkommender Langeweile, erhellt von einigen durchaus gut gemachten, originellen Sequenzen und hochkarätigen Schauspielern, die durch ihr weitestgehend ambitioniertes Agieren ein Abrutschen in die Kategorie „trashiges B-Movie“ gerade noch verhindern konnten.
Die anfänglich erzeugte Spannung ebbte schon nach kurzer Zeit ab. Zwar wurden viele verschiedene Charaktere durch die Szenen bewegt, was aber nicht bedeutete, dass der Zuschauer von dem Plot gleichermaßen bewegt wurde. Es blieb rätselhaft, warum technisch und physisch den Menschen deutlich überlegene Aliens sich die Mühe gemacht haben, Leute zu kidnappen, um nach ihren Schwächen zu forschen, wo diese doch offensichtlich waren. Hätten sie dies jedoch nicht getan, hätte ein wichtiges, dramaturgisches Element nicht zur Verfügung gestanden = noch mehr Langeweile.

Es ist zu hoffen, dass die Aliens durch diese Erfahrung der besonderen Art dem wilden Westen der schuppigen Rücken zukehren und dort wieder auftauchen, wo sie ihre Berechtigung haben - in Raumschiffen, Raumstationen und auf fernen, von Menschen kolonialisierten Planeten. Allerdings ist zu befürchten, dass sie ähnlich unbelehrbar sind wie Regisseure.


Captain America - The First Avenger
Mit viel Liebe zum Detail, einer ganzen Reihe guter Darsteller und der nötigen Portion Ironie transformiert Joe Johnston mit „Captain America“ einen weiteren Marvel-Helden von Papier auf Zelluloid und in die Gegenwart. Und diese Transformation ist durchaus gelungen. Wer eine reichhaltige, technische Ausstattung in phantasievollem Retrolook der 40er Jahre zu schätzen weiß, und Spaß an diversen Vehikeln der schon damals recht innovativen Waffenschmiede des Deutschen Reichs hat, der kommt bei diesem Film voll und ganz auf seine Kosten.
Ein Patriotismus der besonders hartnäckigen Art lässt den (Propaganda-)Zweck der ursprünglichen Comic-Serie aus Kriegsjahren jener Zeit erkennen. Dies ist aber durchaus gewollt und nicht störend, denn Chris Evans spielt den anfänglich tragischen, aber dann zum Helden mutierenden Steve Rogers herrlich überzeichnet, und gibt dadurch dem Ganzen die notwendige parodistische Note. Auch die übrigen Darsteller, wie Hugo Weaving als Gegenspieler und Nazi-Schurke Johann Schmidt (Red Skull), oder Tommy Lee Jones als Colonel Chester Phillips, sowie Hayley Atwell als Peggy Carter, und noch so einige weitere hochkarätige Schauspieler machen ihre Sache gut.
Bei aller sehenswerter Action wird man zum Glück optisch nicht überfordert, wenn auch der eine oder andere fliegende Gegenstand dank des nachbearbeiteten 3D-Effekts beunruhigend nahe zu kommen scheint. Alles in Allem ist es aber bei weitem keine, wie in manch andere Streifen zugemutete, CGI-Orgie. Weniger ist eben doch oftmals mehr.
Die Heldenzusammenführung naht - Wir dürfen uns auf die gemeinsame Familienfeier der Rächerhelden aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft freuen.



Planet der Affen - Prevolution
Alter Wein in neuen Schläuchen? Nein, das kann man von diesem Prequel wirklich nicht behaupten. Es handelt sich hierbei nämlich nicht um ein Remake, wie zunächst befürchtet, sondern vielmehr um die Ätiologie der klassischen Story. Nun werden endlich Wissenslücken um die Entstehung des mysteriösen Evolutionsprozesses geschlossen, welche quasi alle Vorgängerfilme hinterlassen haben. Dabei geht der Film nicht immer wissenschaftlich korrekt vor. Beispielsweise mutet die Geschwindigkeit, in der das verabreichte Medikament seine Wirkung bei Primat und Mensch entfaltet, mitunter wundersam an. Diesbezügliche Ungereimtheiten sollte man aber bei diesem Film wohlwollend tolerieren. Dafür wird man schließlich mit einer interessanten Entwicklung der Charaktere „Caesar“ belohnt. Als Motion-capture-Double stand Andy Serkis zur Verfügung, der auch schon als Gollum-Darsteller seine physischen Qualitäten offenbarte. Überzeugen konnte auch James Franco in der Rolle des ambitionierten Jungwissenschaftlers Will Rodmann, dessen Ziel die Entdeckung eines Mittels gegen Alzheimer ist, und dabei teils an seine Grenzen stößt, sie aber auch aus nachvollziehbaren Gründen überschreitet, ohne zu ahnen, damit einen, in letzter Konsequenz, globalen Evolutionsprozess ausgelöst zu haben. Einmal mehr wird deutlich, wie schnell ein vermeintlich positives Projekt sich ins Gegenteil wendet und dabei Effekte generiert, die in einer Katastrophe zu laufen scheinen und dann nicht mehr beherrschbar sind.
Die visuelle Darstellung der Primaten in Action ist nahezu perfekt. Akustisch beeindruckt der Film mit einem stimmungsvollen Soundtrack.
Rundherum also eine gelungene Prevolution, bei der man sich auf eine hoffentlich ebenso gute Fortsetzung freuen darf.



Super 8
Allzu viel Action a la Transformers und Co darf man hier nicht erwarten. Diesen Vergleich mit derart bildgewaltigen, flotten CGI-Streifen sollte man diesem Film aber auch gar nicht erst antun. Hier kommen eher alle Filmliebhaber des SF-/Horror-Genrekinos der frühen 80er Jahre auf ihre Kosten, die auch Freude an Filmen wie Unheimliche Begegnung der Dritten Art, ET, Goonies und Der Weiße Hai hatten. Super 8 ist eine Hommage an die Kinofilme jener Zeit, wo Kameraführung, Inszenierung, schauspielerisches Talent und der besondere Charme der Kulissen und Locations einen guten Film ausmachten. Die Handschrift des Produzenten Steven Spielberg ist hier unverkennbar.
Die Filmmusik lässt schnell alte Erinnerung aufkommen, sofern man diese altersbedingt hat. Alle jungen Schauspieler machen ihre Sache wirklich gut, und die schrittweise Anhebung der Spannung durch das dosiert gesteigerte Auftreten des Filmmonsters ist gelungen. Zum Ende hin tendiert der Film dann doch in Richtung US-Candybox-Kulleraugen-Happyend, was aber auch als gewollte Parodie des Genres gesehen werden kann.
Alles in Allem ein nettes Filmchen mit Fan-Wiedererkennungseffekten der ungewöhnlichen Art – eben erfrischend altmodisch ;-)



Transformers 3
Wer kennt das nicht – man freut sich mit Heißhunger auf das bevorstehende All-You-Can-Eat-Dinner und bekommt zunächst die eher langweiligen Dinge vorgesetzt. Wenn es dann an die leckeren Sachen geht, dann läuft man Gefahr, sich zu überfressen. So kann es gehen, wenn man den dritten Teil der Transformers-Trilogie anschaut. Er macht übersatt aber nährt nicht, sondern liegt vielmehr unbefriedigend in den cineastischen Hirnwindungen herum. Das liegt u.a. an einer (fast) völlig überflüssigen ersten Stunde, in der man mit Fehlbesetzungen wie Rosie Huntington-Whiteley in der Rolle der Carly Spencer und Patrick Dempsey als Bösewicht Dylan Gould gelangweilt wird. Erstere bekam diese Rolle, um möglichst oft die Schuhe zu wechseln, zweiterer um das weibliche Publikum vor die Leinwand zu ziehen. Da sehnt man sich doch nach einer Megan Fox, die den Laufsteg erst deutlich später betrat und bis dahin der Schauspielschule und dem Filmset den Vorrang gab.
Shia LaBeouf spielt den Sam Witwicky so konstant als wäre ihm die Rolle einprogrammiert worden. Ist es eventuell doch ein CGI und nicht der echte Shia gewesen?

Die wirklich guten Häppchen des Buffets liegen auf der anderen Seite des Tisches, soll heißen, hier hat der Special-Effekts-Koch feinste Morphing-Effekte in 3D-Marinade angerichtet. Hier kann der aufmerksame Zuschauer auch die kleinste Radmutter bis zu ihrem finalen Ausgangspunkt eines Autobots oder Decepticons verfolgen. Das ist dann schon ein echter Augenschmaus, den man, wenn man dann noch kann, genießen sollte.

Die kleine, angenehme Erfrischungen zwischendurch in Form einer Nebenrolle von John Malkowich und den kurzen Gastauftritt von Edwin „Buzz“ Aldrin (Ex-Astronaut der Apollo 11 Mission) nimmt man gerne.
Der Showdown ist angemessen und füllt auch die letzten Lücken der ohnehin schon arg strapazierten Synapsen. Und so wankt man nach 156 Minuten völlig ermattet aus dem Restaurant – Verzeihung – aus dem Kino und sehnt sich nach einem mental-emotionalen Magenbitter – wohl bekommt’s.

Michael Bays starke Affinität zum US-Militär ist auch diesmal wieder unverkennbar. Und dem amerikanischen Traum von Helden aus den Reihen der Streitkräfte, sowie Helden aus den Reihen von Normalsterblichen ist auch mit diesem Streifen genüge getan. So endet die Trilogie in etwas so wie die ersten beiden Filme. Es ist viel kaputt gegangen (diesmal noch mehr) aber wir haben gesiegt (endlich).
Das Gerücht, nachdem es eventuell einen vierten Teil geben könnte, sollte man bitte in eben der gleichnamigen, nämlich der Gerüchteküche belassen und das Buffet für mehr Frisches und weniger Aufgewärmtes freihalten.

Kleine Anmerkung am Rande: Diesmal ziert übrigens mal nicht das angebissene Baumobst auf jeder Notebookklappe ;-)



X-Men - First Class
Mit dem Prequel X-Men - Erste Entscheidung (im Original: X-Men First Class) wurde neben X-Men Origins (Wolverine) eine weitere, durchaus überzeugende Ergänzung der X-Men-Saga geschaffen. Dabei wurden offene Fragen aus den X-Men-Filmen unterhaltsam, spannend und optisch anspruchsvoll geklärt.
Sicherlich keine leichte Aufgabe, galt es doch hierbei X-Men 1-3 unter einen „logischen Hut“ zu bekommen und dennoch genügend Raum für Ideen und interessante Varianten zu lassen. Dies ist dann, bis auf einige „historische“ Detailfehler, über die man als X-Men-Fan sportlich hinwegsehen sollte, recht gut gelungen. Die gelegentlichen, zum Teil versteckten, Querverweise und kleinen Überraschungen lassen cineastisches Vergnügen aufkommen.
Die Protagonisten haben allesamt in ihren Rollen überzeugen können - der Plot, die Spezialeffekte und der Soundtrack gleichermaßen.
Ein rundherum gelungenes X-Men-Derivat mit Muss-Faktor für die Fangemeinde.



PRIEST
Priest ist eine höchst beeindruckende Comicverfilmung dieser Tage. Hier stimmt einfach alles. Die Besetzung der Charaktere ist hochkarätig und durchweg gelungen, was nicht zwangsläufig immer im Zusammenhang stehen muss. Die Protagonisten machen ihren Job absolut überzeugend und es macht Spaß die bekannten Gesichter in den ihnen zugedachten Rollen auf der Leinwand zu verfolgen. Die Inszenierung und der Look erinnern an Filmklassiker wie Blade Runner, Mad Max und diversen Italowestern. Dazu gesellt sich eine klaustrophobisch, dunkle Horror-Action, die wir aus Aliens kennen, wobei es sich in Priest diesmal nicht um eine fremde Spezies, sondern um animalisch anmutende Vampire (angeführt von einem dämonischen Karl Urban) handelt, die der Menschheit den Gar ausmachen wollen. Begleitet werden die eindrucksvollen Bilder von einem durchdringenden Soundtrack. All das sorgt für einen multiplen Flashback auf cineastischer Ebene. Die Vorfreude auf das Sequal fing schon mitten im Film an.
Fazit: Anschauen und genießen.



Sucker Punch
Dragons and Dungeons - Swords and Sex - Bullets and Babes.
Zack Snyders optisch und akustisch überladener „Schnellzug“ führt uns durch einen surreale Plot, der an die verschiedenen Level eines psychedelischen Egoshooters erinnert. Die Inszenierung ist dabei so schräg, dass einem schon schwindelig werden kann. Das war wohl auch Zack’s Absicht.
„Sucker Punch“ hällt aber mehr als nur Effekt haschende Digitalaction für den Zuschauer bereit. Die Botschaft ist zwar nicht wirklich neu aber allzeit gültig. Es lohnt sich zu kämpfen, wenn es die Sache (z.B. Freiheit) erfordert – auch wenn die Lage noch so aussichtslos scheint und auch, wenn man dabei für sich selbst mit dem Schlimmsten rechnen muss. Und dabei liegt die mächtigste Waffe nicht im Waffenschrank, sondern in uns selbst.



Hereafter – Das Leben danach
Hereafter beleuchtet die finale Frage aller Fragen aus drei verschiedenen Positionen/Blickwinkeln. Einer dieser Blickwinkel wird uns durch die französische Journalistin Marie (Cécile de France) ermöglicht. Sie macht bei dem Tsunami im Jahre 2004 eine Nahtoderfahrung, die ihr Leben nachhaltig verändern wird. Ein kleiner Junge in London gibt uns einen Blick aus der Perspektive desjenigen, der einen sehr nahe stehenden Menschen verliert - seinen Bruder – und der nicht aufhört, diese Verbindung, die durch den Tod vermeintlich unterbrochen wurde, aufzugeben. Eine weitere Position wird durch den amerikanischen Fabrikarbeiter George (Matt Damon) besetzt. Seine Gabe, die er mehr als Belastung empfindet, ist die Fähigkeit, Verbindung mit den Toten aufzunehmen. Die drei Handlungsstränge beginnen zunächst unabhängig und ohne direkten Zusammenhang, werden aber zum Ende des Filmes geschickt zusammengeführt. Die drei Protagonisten bleiben dabei stets glaubwürdig und ohne jegliche Übertreibung.
Der Film kann sicherlich keine erschöpfende Antwort auf die Frage nach der Existenz eines Lebens nach dem Tod geben – aber das soll er wohl auch gar nicht. Clint Eastwood gewährt uns mit seinem Werk vielmehr einen Einblick in das Gefühlsleben von Menschen, die auf ihre Art ein wenig mehr von jenem „Mysterium“ erfahren haben, das uns allen auf Kurz oder Lang bevorsteht.
Und noch ein Tipp – u.a. ist die Inszenierung des Tsunami derart realistisch, dass es einem glatt den Atem nimmt - Daher am besten keinen Trailer ansehen, falls man den Film schauen möchte. Je weniger man vorher gesehen hat, desto besser.



DER PLAN
Matt Damon als Kongressabgeordneter David Norris zeigt in diesem Film einmal mehr, dass er solche Charaktere überzeugend darstellen kann. An der Seite von Emily Blunt als erfrischend chaotisch anmutende Ballerina Elise Sellas zeigt uns David, dass es ihn einen Dreck schert was in seinem „Schicksalsbuch“ geschrieben steht. Auf seinem Weg zum vermeintlichen Glück (der Liebe zu Elise) legt er sich mit den „Angestellten“ vom „Obersten Boss“ an - sicherlich nicht ohne zu hadern - aber letztlich behält er sein Ziel im Auge - oder sollte man besser „im Herzen“ sagen? Der Trailer kommt ernster rüber als der Film schließlich ist - Die Story schwankt dezent zwischen Mytery, Thriller, Drama und Komödie, ohne einem der Genres den absoluten Vorrang zu geben.
Am Ende bleibt für jeden die durchaus interessante Frage nach dem entscheidenden Steuerelement des Lebens: Ist es Fatalismus, Determinismus, die Willensfreiheit oder von alldem ein bisschen? Ein schöner Film zum Schmunzeln, Bangen und Nachdenken.



Black Swan
Nein, es lag nicht nur an der extrem körpernah geführten und bewegungsreichen Kamera, die meinem Gemüt hin und wieder arg zu schaffen machte. Physische (Selbst-)verletzungen und psychischer Druck von innen und außen begleiten eine ehrgeizige Ballerina (Natalie Portman) auf ihren Leidensweg des Erfolges. Der Zuschauer darf ihr dabei im wahrsten Sinne des Wortes ganz nahe über die Schulter und in ihre zerrissene Seele blicken. Hervorragend gespielt und dafür einen Oscar allemal verdient – ich drücke Dir die Daumen Natalie.

Nachtrag: Den verdienten oskar hat sie ja dann auch bekommen - Glückwunsch!



TRON - Legacy
Eine gute Portion Nostalgie sollte man schon zu Popcorn und Cola packen, um an das Original anknüpfen zu können. Vielleicht fällt es dem Zuschauer ohne Erinnerung an den alte TRON aber auch leichter, dem neuen TRON etwas mehr abzugewinnen, als es mir gelungen ist.
Apropos TRON - Der Namensgeber des Originals sieht man hier (leider) nur in einer Nebenrolle. Dafür wurde das „Raster“ aber mit einigen neuen Charakteren bestückt, von denen aber kaum jemand so wirklich überzeugt. Olivia Wilde und Beau Garrett können aber mit ihrem stylischen „Raster“-Look einige Punkte kassieren, und Michael Sheen immerhin mit seiner Durchgeknalltheit. Weder Flynn Senior (Jeff Bridges), noch sein elektronisch gelifteter Digital-Clon lassen den Funken überspringen. Der Plot ist so plan gerechnet wie das Reißbrett eines Architekten und die Dialoge scheinen eher einem PC- Adventure entnommen, was die Vermarktung eines solchen sicherlich vereinfachen wird.
Na ja, da ist ja noch der hoch(vor)gelobte 3D-Effekt. Nein - auch der ist nicht so 3D-ig wie erhofft. Sicherlich gut gemacht aber etwas flau und nicht mit dem einst in Avatar Gesehenen zu vergleichen. Da hätte man bei diesem Genre schon etwas mehr optische Tiefe erwarten können.
Immerhin können die heiß erwarteten Actionsequenzen, wie Diskuskampf, Lichtmotorradrennen und das wirklich toll aufgepeppte optische Design des „Rasters“ das Auge erfreuen. Und für die Ohren gibt es auch noch was. Keine Frage - Draft Punk war da wirklich eine gute Wahl. Alte 80er-Sounds und durchdringende Synti-Akkorde geben dem Film die akustische Tiefe, die auf der Story-Ebene fehlt.
Fazit: Optisch und akustisch durchaus ansprechendes Sequal mit glatt gerechnetem Content = für TRON-Fans (wie ich einer bin) ein Muss.



Der letzte Exorzismus
„Der letzte Exorzismus“ kann sich aus meiner Sicht durchaus erfolgreich in die Serie der Pseudo-Doku-Horrorstreifen einreihen.
Die „Doku“-Handkamera wackelt für meinen Geschmack anfänglich zwar doch etwas zu arg, und die immer wieder eingestreuten Bildunschärfen können auch schon mal etwas nerven – aber was soll’s – schließlich hat man es doch vorher schon ahnen können, dass das kein durchgestylter Thriller wird. Hier unterscheidet er sich wohltuend von ansonsten fürchterlich überzogenen, und daher oft unfreiwillig komischen oder schlichtweg langweiligen Horrorstreifen.
Wer allerdings eine Materialschlacht unter hohem Einsatz von menschlichem Gewebe sehen möchte, oder über Betten schwebende Körper erwartet, der wird hier wohl enttäuscht werden. Im Vordergrund steht eben nicht die schnöden visuellen Effekte, sondern eher die nicht gesehenen aber durchaus zu hörenden Szenenbilder, die dann für einen ganz individuellen Gänsehauteffekt sorgen. Aber keine Sorge - zum Schauen ist auch noch genug dabei
Anfänglich recht harmlos beginnend, steigert sich die Spannung kontinuierlich bis zum Ende. Ein schöner, Gänsehaut generierender Horrortrip im Pseudo-Doku-Style – gut gemacht.



Mr. Nobody
Mr. Nobody hat mir für mehr als zwei Stunden Einblicke in seine zahlreich beschrittenen (parallelen) Lebenswege gewährt. Dabei bediente sich Jaco Van Dormael einer farbigen Symbolsprache und surrealen Stilelementen, welche diesen bildintensiven Trip durch die Parallelwelten nicht langweilig werde lässt. Die Idee der Story ist interessant und kreativ umgesetzt, die Akteure überzeugend und der Soundtrack gelungen.
Berührend, dramatisch, tragisch, verwirrend und anregend zugleich – danke dafür!



MOON
Ein Muss für jeden SF-Fan, der sich schon an SF-Filmklassiker der 70er, 80er und 90er Jahre erfreuen konnte. Bei mir wurden jedenfalls alte Kinogefühle reaktiviert, die ich schon (fast) vergessen glaubte. So fühlt man sich gerne an Filme wie 2001 - Odyssee im Weltraum, Solaris (1972 und 2002), Blade Runner oder Outland erinnert. Hier hat Duncan Jones nicht „geklaut“, sondern den Vorlagen gehuldigt - Das könnte dazu führen, dass man sich den einen oder anderen SF-Klassiker nochmal ansehen mag.
Trotz verhältnismäßig niedriger Produktionskosten ist der Film unerwartet gute ausgestattet. Dabei ist er angenehm unperfekt, was o.g. Erinnerungeffekt untermauert.
Sam Rockwell spielt seine Doppelrolle jedoch perfekt. Und Kevin Spacey in der „Nebenrolle“ als Stationsroboter mit Gewissen gibt seins dazu.
Leise und beklemmend - völlig ohne Action und Geballere - ganz hervorragendes Kino!



Inception
Obwohl handwerklich gut gemacht, mit überwiegend überzeugenden Schauspielern und grandiosen, fast schon zum Standard gehörenden Spezialeffekten, hat er mich trotzdem nicht ganz zufrieden stellen können. Das hohe Tempo, insbesondere ab der zweiten Hälfte, lassen den Film dann doch etwas zu actionlastig werden. Dafür gibt es Abzüge in der „B-Note“.
Nolan hat schon ordentlich viel in die 148 Minuten hineingepackt - leider blieben trotzdem einige Dinge zu oberflächlich.
Trotz der nicht neuen Idee, sich auf multiplen Bewusstseinsebenen cineastisch auszutoben, ist diese Version der geistigen Weltreisen durchaus unterhaltend und mit Spannung anzuschauen. Ich scheine wohl zu denen zu gehören, deren Popkornkonsum während des Schauens infolge Spannungserhöhung deutlich beschleunigt wurde.
Wer allerdings einen allzu langen Nachhall der Erinnerung an diesen Film erwartet, könnte enttäuscht werden – so als wolle man sich an einen schönen aber flüchtigen Traum der letzten Nacht erinnern…



Avatar - Aufbruch nach Pandora
In der Welt der allzu leichtfertig verwendeten Superlativen fällt es mir schwer, bei diesem Film Zurückhaltung zu üben. Ach was soll's - für mich ist er ein Meilenstein in der Filmgeschichte und hat somit einen würdigen Platz in meiner persönlichen All-Times-Best-Filmhitliste verdient.
Ich hatte das Vergnügen, den Film in der 3D-Version genießen zu dürfen. Der Vergleich zur „normalen“ Version fehlt mir noch - dennoch wage ich jetzt schon sagen, dass der 3D-Effekt erheblich dazu beiträgt, vollends in die (virtuelle) Pandoranische Welt einzutauchen.
Die Botschaft ist eindeutig - Finger weg von „Welten“, die in (ihrer) Ordnung sind und funktionieren - denn manchmal steckt mehr drin, als man denkt bzw. sieht.
James Cameron hat seine Flagge auf den Gipfel des Pandoranischen Mount Everest gesteckt - hat er gut gemacht - Respekt!
begeisternd - berührend - atemberaubend.



District 9
Ich bin ohne große Erwartungen in den Film gegangen, war dann aber recht schnell äußerst positiv überrascht. District 9 ist endlich mal ein Film, bei dem die Handlung und das Ende nicht direkt voraussehbar sind. Die Handkameraführung ist gewöhnungsbedürftig. Wackelige Bilder und hektische Schwenks sind nicht jedermanns Sache. Es passt aber zum Film und gibt ihm eine authentische Note. Das Thema „Umgang unserer Gesellschaft mit allem, was fremd ist und nicht unseren Normen (Verhalten, Lebensgewohnheiten, Vorlieben, Sprache, Ansichten, etc.) entspricht“, ist auf satirische und teilweise auch auf recht drastische Weise umgesetzt worden. Der Vergleich zu Bootsflüchtlings- und Asylantendramen ist unübersehbar. Teilweise erinnerte mich der Film mit seinem bissigen Humor und an den Film Starship-Trooper. Ganz klar, der Film ist nichts für schwache Gemüter, soll heißen, eine gewisse „Erfahrung“ im Splatter-Genre oder ein robuster Magen sollte schon vorhanden sein. Meine Kinositznachbarin hatte es jedenfalls nur bis knapp zum Ende des ersten Filmdrittels geschafft. Dann stand sie auf und ward nicht mehr gesehen. Die Darstellung der Aliens (Animation und Sprache) und aller gezeigten Special Effects ist sehr überzeugend. Es wird viel geballert und auch recht zahlreich gestorben. Das ganze dann noch mit deftig kritischer Botschaft. Alles in allem ein Film, den man sich ansehen sollte, sofern man mal keine „glattpolierte“ Holywood-Produktion sehen will und auch in gewisser Weise hart im (optischen) Nehmen ist. Viel Vergnügen!

Zuletzt geändert: 2014/06/05 15:18